Gütekriterien von Persönlichkeitstests
Für den sinnvollen und verantwortungsvollen Einsatz von psychologischen Verfahren, und damit auch von Persönlichkeitstests, müssen bestimmte Gütekriterien erfüllt sein.
Um ein besseres Verständnis für die eingesetzten Tests zu bekommen und auch andere Tests auf ihre Aussagekraft beurteilen zu können, sehen wir uns hier die wichtigsten Gütekriterien von psychologischen Verfahren an.
Die Qualitätskriterien werden in Haupt- und Nebengütekriterien unterteilt und es gilt die Grundregel:
Ohne Objektivität gibt es keine Reliabilität und ohne Reliabilität gibt es keine Validität.
Hauptgütekriterien
Objektivität - Reliabilität - Validität
Bei den Hauptgütekriterien ist zu beachten, dass jede Stufe nur dann erfüllt ist, wenn die vorhergehenden Stufen ebenfalls erfüllt sind.
Das Gütekriterium der Objektivität definiert, dass ein Test unabhängig von den Rahmenbedingungen und verfälschenden Drittfaktoren sein muss.
Der Test muss also unabhängig vom Versuchsleiter, von den Räumlichkeiten und auch unabhängig von der Interpretation sein.
Im Falle von Onlinetests muss also auch sichergestellt sein, dass die Testergebnisse nicht durch den Einsatz von bestimmten Endgeräten (Mobiltelefon oder Computer) oder durch den Einsatz von bestimmten Browsern verfälscht wird.
Es ist also darauf zu achten, dass Tests möglichst umfassend standardisiert werden und auf unterschiedlichsten Plattformen möglichst gleich dargeboten werden.
Die Objektivität kann unterteilt werden in Durchführungsobjektivität, Auswertungsobjektivität und Interpretationsobjektivität.
Die Reliabilität, also die Zuverlässigkeit, gibt an ob die Ergebnisse möglichst frei von Zufallsfehlern sind.
Wenn ein Test also wiederholt wird, dann muss das Ergebnis bei gleichen Bedingungen auch das gleiche Ergebnis liefern (Reproduzierbarkeit).
Bei der Reliabilität betrachtet man drei Komponenten:
- Stabilität: die Messergebnisse bleiben gleich wenn zu unterschiedlichen Zeitpunkten gemessen wird.
- Konsistenz: die jeweiligen Fragen für ein bestimmtes Merkmal, messen auch dasselbe Merkmal.
- Äquivalenz: einzelne Messungen sind gleichwertig.
Die Zuverlässigkeit von Tests kann man zum Beispiel erhöhen, indem mehr Fragen für den Test verwendet werden. Dies senkt allerdings die Validität und erhöht natürlich auch die Durchführungsdauer des Tests.
Die Validität definiert, dass ein Test auch wirklich das Merkmal misst, welches gemessen werden soll.
Dieses Gütekriterium ist speziell im Falle von Persönlichkeitstests interessant, da wir natürlich nicht nur einfach einen Wert ermitteln wollen, sondern auch möglichst sicher sein möchten, dass dieser Wert auch dem gewünschten Merkmal entspricht.
Die Validität besagt also, dass wirklich ein Persönlichkeitsmerkmal gemessen wird und nicht die Intelligenz, die Bearbeitungsgeschwindigkeit oder die Lesefähigkeiten.
Nebengütekriterien
Utilität - Akzeptanz - Fairness - Ökonomie - Transparenz - Unverfälschbarkeit - Zumutbarkeit - Normierung - Vergleichbarkeit
Zusätzlich zu den drei Hauptgütekriterien gibt es noch verschiedenste Nebenkriterien. Wir wollen uns hier einige dieser Nebenkritierien ansehen.
Die Utilität gibt die Nützlichkeit eines Tests für eine bestimmte Fragestellung an.
Die Akzeptanz gibt an, welche Meinungen, Bewertungen oder politische Überzeugungen für oder gegen einen Test sprechen.
Die Testfairness gibt ab, ob Personengruppen gleich behandelt werden. Dies bezieht sich auf Alter, Geschlecht, Religion, usw. und soll allen Personengruppen die gleichen Chancen auf ein Testergebnis geben.
Die Testökonomie gibt an, ob sich der Aufwand des Verfahrens im Verhältnis zum Nutzen wirklich rechnet bzw. ob die gesammelten Informationen für die Fragestellung von Nutzen sind.
Die Testtransparenz definiert, ob die Anleitungen für den Test klar und verständlich sind. Außerdem wird hier geprüft ob nach Abschluss des Tests auch ein ausführliches Feedback für den Testteilnehmer gegeben wird.
Unter Unverfälschbarkeit versteht man die Verhinderung einer gezielten Veränderung der Testergebnisse durch den Testteilnehmer. Dies ist insbesondere beim unternehmerischen Einsatz von Persönlichkeitstests von Interesse.
Das Gütekriterium der Zumutbarkat prüft, ob die Testteilnehmer nicht zeitlich, psychisch oder körperlich überbeansprucht werden.
Mit Hilfe der Normierung erhält der Test ein Bezugssystem, indem ein Vergleich mit Referenzergebnissen durchgeführt wird. Bei Referenzergebnissen muss auf die Repräsentativität sowie auf die Aktualität geachtet werden.